Das Projekt «REFUGIA» wurde von Abdelaziz Zerrou initiiert und von pro helvetia unterstützt. Es beinhaltete eine kollektive Reflexion über Zufluchtsorte als potenzielle Chance in der Krise in einer Zeit, in der das Überleben von einer radikalen Zusammenarbeit von Mensch und Natur abhängt. Auf Einladung Zerrous sind die Künstler:innen Aglaia Haritz, Corina Rauer, Pascal Schwaighofer, Anna-Sabina Zürrer und die Schriftsteller Ayoub Mouzaine und Mohammed zusammen gekommen um den Rückzugsort eines 7000 m2 grossen Gartens als Ausgangslage für Wege aus der Krise zu diskutieren und künstlerisch zu erörtern.

Im Garten ist die Thematik des Bewahrens und Zerstörens stets präsent. Es gilt ein Gleichgewicht zu erhalten und die Balance im Umgang mit unserer Umwelt zu finden. Der Haselstrauch wird vor Ort regelmässig zurückgeschnitten, da er sehr schnell wächst und den anderen Pflanzen das Licht raubt. Die Verdrängung des Lichts durch dominante Pflanzen ist ein bekanntes Problem und führt im Extremfall zu einer Reduzierung der Artenvielfalt. Mit den Eingriffen, die der Mensch in die natürlichen Kreisläufe macht, beraubt er sich im schlimmsten Fall seiner eigenen Zukunft.

In einer mehrtägigen performativen Aktion von Anna-Sabina Zürrer und Corina Rauer wurden alle Blätter eines Haselstrauches mit der Schere so beschnitten, dass einzig die feinen Blattränder stehen blieben. Mit der Zeit trockneten die beschnittenen Blätter und es wurde spürbar, dass der Eingriff in die Pflanze mehr schadet als nützt. Die Künstlerinnen schnitten sich gleich Schädlingen durch den ganzen Strauch. Es war eine Sisyphosarbeit, die der Gartenarbeit ähnelt, die niemals endet.

In der Ausstellung werden in einer multimedialen Installation zwei Fotografien zu sehen und eine Tonspur zu hören sein. Die Fotografie zeigt die beiden Künstlerinnen während ihrer Arbeit an der Pflanze in gelben Schutzanzügen hinter einem Drahtgitter. Im zweiten Bild liegt der Fokus auf den beschnittenen Blättern: Ein weisses Blatt Papier hebt die frisch präparierte Pflanze hervor. Im ersten Moment ordnet man den Ton eher einem Frassgeräusch eines Insekts zu als dem technischen Eingriff der Künstlerinnen.

 

2 Fotografien, Ton

mit Anna-Sabina Zürrer

Fine Art Prints auf Aluminium

Minilautsprecher, Audioabspielgerät

42 x 59.4 cm, 2021