Die Basis der konzeptuell angelegten Arbeit bilden To-Do-Listen. Corina Rauer hat 2016 damit angefangen, die Listen zu sammeln. Diese wurden in Schichten übereinander gelegt, um damit ein räumliches Gefühl von Zeit zu erzeugen – der Zeit, die vergeht, indem wir sie über Tage, Wochen und Monate in Form von Tätigkeiten förmlich «abarbeiten». Mittels eines Farbkopierers hat die Künstlerin die To Do’s eines Monats auf einem einzigen Blatt Papier versammelt. Aus der letztlich dichten, ornamentgleichen Textur blitzt zuweilen ein leserliches Wort hervor: YOGA, KLETTERN, MEDITATION.

Wenngleich Rauers Papierarbeiten analog funktionieren, so haben sie die Künstlerin zu Denkprozessen angeregt, die in die virtuelle Welt ausgreifen. Ähnlich wie in den gezeichneten Listen hinterlassen wir mit unseren Worten, Hashtags und Kommentaren im Netz unsere Spuren. Im Zuge dessen hat sie sich gefragt, was sich wohl zu den Schlagworten, die in ihren Listen aufpoppen, bei deren Eingabe auf Instagram-Kanälen finden lassen würde. Die als Liste erscheinenden Titel der einzelnen Blätter zitieren aus sozialen Netzwerken.

Sieben von der Decke in den Raum hängende, bedruckte Transparente rühren dazu an, die Perspektive zu wechseln, die durchscheinenden Bogen zu umschreiten, die Lücken zu suchen, sie gar als Durchgang oder als Zeilen zu nutzen, zwischen denen wir die Arbeiten zu lesen beginnen. Präzise und schlicht in der Werkidee und Ausführung, auf den zweiten Blick jedoch poetisch und vielschichtig, führen uns Corina Rauers Arbeiten dazu, über uns selbst, unsere Zeit und unseren Umgang mit ihr nachzudenken und unsere Hülsen des Tages sinnvoll zu gestalten.

Julia Schallberger, Kuratorin Aargauer Kunsthaus

 

60 Drucke, gerahmt

Inkjet Print auf Papier

7 Plots auf Transparentpapier

Text, Polymerfolie

21 x 29.7 cm I 120 x 160 cm

2016 – 2020