HOW TO heisst die Installation, die wie eine Höhle strukturiert ist und zum Schutzraum wird. »how to« steht in der Informatik für Kurzanleitung. Handlungsanweisungen versprechen Sicherheit. Die kuppelförmige Kapsel ist wie ein Iglu mit (Bild-)Bausteinen spiralförmig aufgebaut. Sind es beim Iglu vor allem meteorologische Einflüsse, die abgewehrt werden sollen, so bezieht sich Rauer auf die tagtäglich einströmende Bilderflut und weitreichende Umwelteinflüsse. Der kritisch und spielerisch, reflektierend und assoziativ angelegte Bilderverarbeitungsprozess verwandelt auf metaphorische Weise die Bausubstanz in eine filternde und dämmende Isolationsschicht.

Corina Rauer reibt Anachronistisches an virtueller Realität, sie arbeitet im traditionsreichen Medium der Ölmalerei, nutzt dieses jedoch in überraschenden Verbindungskonstellationen und verschachtelten Ebenen, ähnlich den überlagerten Schichten im Computer. Sie bemalt den aus verschieden grossen Elementen zusammengeschraubten Bau aus einer umkreisenden, im Grunde gleichbleibenden Perspektive und aus einer anstrengenden Kauerstellung heraus. Im Innern wirkt sie wie eine Höhlenmalerin. Der Hohlraum und ihre Körpermasse korrespondieren, wodurch sie in beinahe totaler Medienverschmelzung in den Bildentstehungsprozess eingebunden zu sein scheint.

Lange Zeit hat sich Corina Rauer mit dem Gürteltier, das vom Aussterben bedroht ist, beschäftigt. Dessen Schuppenpanzer bildet ein Leitmotiv in ihrem Werk und schafft eine Verbindung zum Schutzraum, der immer gleichzeitig auch ein aus- und eingrenzender Raum ist. Die Gürteltiere rollen sich ein, um sich vor Feinden zu schützen, können jedoch gerade in dieser Stellung leicht vom Menschen eingesammelt werden. Wiederkehrende, rein formal verkettete Elemente verwendet Rauer wie eine eigens entwickelte Zeichensprache in einem System richtungsoffener, potenzieller Bedeutungen.

Sabine Arlitt, freischaffende Kunsthistorikerin und Autorin

 

Bildskulptur

Öl auf Holz, Schrauben

1.3 x 1.3 x 1.3 m, 2019